Wohin mit den lieben Kleinen?

Kindertagespflege
5. September 2016

Freudiges Kinderlachen ist zu hören: „Schau mal wie hoch ich hüpfen kann“, ruft der dreijährige Jona im Trampolin seiner Tagesmutter Daniela Bruchhagen zu. „Toll, noch ein bisschen fester und du bist fast so hoch wie der Apfelbaum“, spornt die 33-Jährige ihr Tagespflegekind an. Auf ihrem Schoß sitzt die anderthalbjährige Marie und wartet voller Spannung auf das Ende des Kniereiters, den Bruchhagen begonnen hat. Sebastian, Simon und Jan spielen währenddessen mit ihren Baggern und Lastwagen in der Kiesbaustelle. „Bei meiner Arbeit mit den Kindern ist mir wichtig, viel Zeit zum freien Spielen einzuräumen und die Kinder dabei zu unterstützen, die Welt selbst zu entdecken“, erklärt Daniela Bruchhagen, die seit zwei Jahren als eine von rund 30 Tagesmüttern im Landkreis Aichach-Friedberg arbeitet.

Betreuung in kleinen Gruppen

Daniela Bruchhagen betreut insgesamt vier Tageskinder und ein eigenes Kind bei sich zu Hause. Jeder Tagesmutter oder eben auch jedem Tagesvater steht es frei, wie viele Kinder sie oder er gleichzeitig betreuen möchte. Maximal können es jedoch nur fünf sein. „Die Anzahl der Kinder hängt von der Größe der Räumlichkeiten ab“, erklärt Angela Kastner vom Erziehungs- und Jugendhilfeverbund (EJV) Aichach-Friedberg, der zur Katholischen Jugendfürsorge gehört. Im Fachbereich Kindertagespflege, den der EJV im Auftrag des Landratsamts Aichach-Friedberg betreut, arbeitet die 52-Jährige Mutter von zwei Kindern und ist dort für die Qualifizierung der Tageseltern sowie die Vermittlung der Plätze zuständig.

Individueller und flexibler Einstieg ohne Mindestbuchungszeit

„Viele Eltern wissen nicht, dass es neben den gängigen Betreuungsangeboten, wie beispielsweise Kinderkrippe, Kindergarten und Hort auch die Möglichkeit gibt, sein Kind von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater betreuen zu lassen“, sagt Kastner. Dabei ist das Betreuungsangebot vergleichbar mit dem einer Kindertageseinrichtung und bietet darüber hinaus zahlreiche Vorteile: So ist der Einstieg jederzeit möglich und nicht an bestimmte Aufnahmemonate, wie es in gängigen Kindertageseinrichtungen der Fall ist, gebunden. „Es gibt auch keine Mindestbuchungszeit“, erzählt Kastner. „Die Eltern können frei wählen, bei wem und wie lange ihr Kind betreut werden soll.“

Tagespflege als Ergänzung zu den gängigen Betreuungsangeboten

Generell steht die Tagespflege allen Kindern bis zu 14 Jahren offen. „Die flexiblen und individuell abgestimmten Betreuungszeiten sind gerade für berufstätige Eltern ein großes Plus“, weiß auch Bruchhagen. Einer ihrer Beweggründe als Tagesmutter zu arbeiten war unter anderem der Vorteil, den eigenen Alltag in die Arbeitszeit integrieren zu können. So bringen Marie, Sebastian, Simon und Jan gemeinsam mit Daniela Bruchhagen deren leiblichen Sohn Kai morgens zum Kindergarten. Der gemeinsame Gang zum Kindergarten ist fest in den Alltag der Kinder integriert. „Auf den Spaziergang freuen sie sich immer und im Kindergarten werden wir von den anderen Kindern immer herzlich begrüßt. „Da ist es voll toll!“, pflichtet Jan ihr bei, während er munter weiter Kies schaufelt. Wer zum Beispiel nicht direkt nach Unterrichtsende zu Hause mit dem Mittagessen parat stehen kann und keinen Hortplatz ergattert hat, bei dem die Kinder nachmittags betreut werden – dem bietet eine Tagespflege mehr zeitlichen Spielraum. „Denn Tagespflege bietet sich auch als Ergänzung zu den anderen Betreuungsangeboten an“, erklärt Kastner.

Individuelle Betreuung nach Kindeswohl

Ein strukturierter Tages- und Wochenablauf mit einer konstanten Bezugsperson in einer überschaubaren familienähnlichen Situation – dafür steht die Tagespflege. „Jede Tagesmutter oder jeder Tagesvater hat in der Gestaltung des Tages sein eigenes Steckenpferd“, sagt Kastner. Wie bei Daniela Bruchhagen der tägliche Spaziergang zum Kindergarten ein liebgewonnenes Tagesritual darstellt, ist es bei anderen Tagesmüttern beispielsweise die Musik. „Da gibt es nach dem Sitzkreis, bei dem gemeinsam Lieder gesungen werden, für die Kinder die Möglichkeit, verschiedene Musikinstrumente auszuprobieren. Oder bei anderen steht gemeinsames Basteln ganz oben auf dem Programmpunkt. Ganz nach Lust und Laune der Kinder.“ Draußen im Freien zu Toben und zu Spielen und das bei jedem Wetter, das ist ein wichtiges Ziel aller Tagespflegeeinrichtungen. Vom eigenen Garten über den Besuch eines öffentlichen Spielplatzes bis hin zu ausgiebigen Waldtagen – das Angebot ist vielfältig.

Wichtigste Bezugspersonen sind und bleiben die Eltern

Aber stehen Tagesmütter nicht ein wenig in Konkurrenz zur eigentlichen Mutter? „Diese Sorge kann ich als Mutter nachvollziehen. Dennoch kann ich an dieser Stelle alle Eltern beruhigen. Die wichtigsten Bezugspersonen sind und bleiben die Eltern. Zum einen finden regelmäßige Gespräche mit den Eltern statt, in denen sie über die Entwicklung und aktuelle Interessen ihres Kindes informiert werden, damit sie eben nicht außen vor sind. Zum anderen wird dieser Punkt intensiv in der Ausbildung der Tageseltern bearbeitet“, erläutert Kastner.

Tagespflegepersonen sind qualifiziert und geprüft

100 Stunden dauert dieser Qualifizierungskurs. Zusätzlich müssen alle Tagesmütter und –väter einen großen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Ein polizeiliches Führungszeugnis, ein ärztliches Attest sowie ein Hausbesuch mit intensivem Check-Up der Räumlichkeiten sind die weiteren Voraussetzungen, um eine Pflegeerlaubnis erteilt zu bekommen. „Zudem sind jährliche Fortbildungen verpflichtend“, so Kastner. Erst wenn diese Vorgaben alle erfolgreich erfüllt sind, dürfen Kinder aufgenommen werden. „Auch nach der Ausbildung begleiten wir vom EJV die Tagesmütter und –väter. So finden angemeldete und unangemeldete Hausbesuche statt, um die Situation vor Ort zu kontrollieren.“

Nähere Infos für interessierte Eltern gibt es bei Angela Kastner – Fachbereich Kindertagespflege – Tel.: 0821/ 26 78 215 oder per Mail:ejv-kindertagespflege@gmx.de – Internet: www.ejv-aichach-friedberg.de