„Kindern ein Zuhause geben“, so lautet das Motto des diesjährigen Weltkindertages am 20. September, den UNICEF und Deutsches Kinderhilfswerk ausrufen. Beide Organisationen fordern, die Interessen, Rechte und Bedürfnisse von Kindern ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen. Mit dem Motto ist gemeint, dass Kinder ein Zuhause brauchen, das ihre Fähigkeiten und Begabungen fördert. Defizite sehen die Kinderrechtsorganisationen unter anderem bei der mangelnden Umsetzung des Kinderrechts auf Spiel, Freizeit und Erholung.
„Im Spiel erkundet das Kind die Welt: angstfrei, neugierig, kreativ und phantasievoll. Hier zeigt es seine altersentsprechenden Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse“, erklärt Christiane Schuler von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. „Das Kind baut dabei eine Beziehung zu einer Idee, einem Spielpartner und einem Ziel auf. Dazu benötigt es ausreichend Raum und Zeit sowie eine anregungsreiche Umgebung, um sich im Spiel auszudrücken und gemeinsam mit Gleichaltrigen und Erwachsenen Erfahrungen zu sammeln.“
Den Eltern kommt bei diesem Thema eine ganz besondere Bedeutung zu: Ihr Interesse, ihre Rückmeldungen und Anregungen ermutigen und bestätigen das spielende Kind. So wächst das kindliche Selbstvertrauen. Gleichzeitig lernen Eltern ihr Kind, seine Stärken und Talente kennen, wenn sie es im Spiel beobachten. „Es ist also wichtig, dass Kinder spielen dürfen und auch, dass Mama und Papa regelmäßig mitspielen“, so die Erziehungsberaterin. „Und: Spielend werden kommunikative Kompetenzen, Ausdauer und Frustrationstoleranz, wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen in der Schule und im weiteren Leben, eingesetzt und geübt.“
Die Expertin gibt Tipps zu Spielideen, die Kinder begeistern und wenig kosten: Kinder lieben zum Beispiel das gemeinsame Toben mit Mama oder Papa zuhause oder auf dem Spielplatz, gemeinsames Backen oder Kochen, ein Karten- oder Brettspiel, einen Spaziergang im Park oder Wald, gemeinsame Erkundungen per Rad oder mit Mama oder Papa an einem Fest teilzunehmen. Auch zusammen mit den Eltern Tiere kennenzulernen, ist für viele Kinder ein tolles Erlebnis. Fernsehen, Smartphone, Spiele auf dem Computer, Tablet oder mit der Spielekonsole dürfen sein, sollten aber auf jeden Fall zeitlich altersentsprechend begrenzt werden und mit Wissen und unter Aufsicht der Eltern erfolgen.
Im Alltag zählen aber besonders auch die vielen kleinen Rituale und Gewohnheiten, wie abends dem Kind eine Geschichte vorzulesen. „Oder gemeinsam den Tisch zu decken, auch wenn er dann nicht so aussieht, wie es den Vorstellungen der Erwachsenen entspricht“, so die Erziehungsberaterin. „Es ist wichtig, dass Eltern würdigen, was Kinder tun und Anteil nehmen an ihrem Spiel.“
Tipps zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung
„Kinder können und müssen nicht drei Hobbys auf einmal entwickeln. Aber sie müssen auch mal etwas ausprobieren und scheitern dürfen“, so Christiane Schuler. Die Expertin rät dazu, Schwerpunkte zu setzen, damit das Freizeitprogramm nicht in Stress ausartet und auch genug Zeiten für Ruhe und Erholung bleiben. Eltern sollten darauf achten, dass sie bei der Freizeitgestaltung für ihre Kinder...
- eine Balance zwischen Aktivität und Ruhe finden,
- einen Wechsel ermöglichen zwischen sozialen Kontakten mit Gleichaltrigen und Zeiten, in denen sich die Kinder selbst beschäftigen,
- einen Kompromiss zwischen den eigenen Ansprüchen und den Interessen der Kinder finden, zum Beispiel beim Erlernen eines Instruments oder anderen Hobbys,
- ermöglichen, verschiedene Interessensbereiche ohne Leistungsdruck kennenzulernen.